Dominik Susteck: Raumgestalten (CD) – Angela Metzger, Orgel

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Beschreibung

Dominik Susteck – Raumgestalten (Schraffur, Mond, Geometrische Figuren, Apokalypse, Tropfen, Endzeit), Angela Metzger, Orgel, Produktion 15. und 16. März 2019 in der Kunst-Station Sankt Peter Köln, Tonmeister: Stephan Schmidt, Grafikdesign: Ran Keren, Übersetzung: John Patrick Thomas und W. Richard Rieves, Are 7024, EAN 4025034270249

Der einstündige Orgelzyklus „Raumgestalten“ entfaltet in seinen sechs Sätzen heterogenes musikalisches Material. Als Kompositionsauftrag des Deutschlandfunks wurde er nicht am Stück uraufgeführt, sondern von unterschiedlichen Interpreten: Angela Metzger, Michael Sattelberger, Age-Freerk Bokma und Kensuke Ohira. Die erstgenannte Interpretin hat ihn auf CD insgesamt eingespielt.

I. „Schraffur“ ist ein auf Repetition aufgebauter Satz, der in seiner über zehn Minuten dauernden Großform fast schon ein eigenständiges Konzertstück bildet. Unscheinbar, mit pochendem Rhythmus beginnend, entfaltet sich die Musik. Klangkaskaden greifen den Rhythmus auf, verstauchen ihn zu Geräuschen und Oktaven. Ein Scherzando-Abschnitt bringt ihn schließlich in insistierende, akkordische Farben, die widerwillig ihre Akkordstruktur behalten. Gegen Ende bäumt sich die Musik noch einmal mit reduziertem Wind auf, bevor sie im Pochen eines Einzeltons verschwindet.

II. „Mond“ ist ein ruhiger Satz, der mit seinem ständig abgewandelten Terzmotiv wie aus der Ferne Orientierung bietet. Schwebungen, Cluster, in sich bewegte Akkorde und polyphone Techniken bringen die Orgel zum Flimmern. Ruhe und Bewegung treffen zusammen, bevor die Musik von einer absteigenden Linie nach unten verschluckt wird.

III. „Geometrische Figuren“ ist ein streng mit additiver Rhythmik durchkomponierter Satz. Einzelne Stimmen entfalten sich vom Solo-Echo bis zum Trio. Gegen Ende wird die immer neu ansetzende Klarheit durch geräuschhafte Cluster durchbrochen. Sie löst sich mit verspielten Vorschlägen auf.

IV. „Apokalypse“ ist ein Tutti-Satz in voller Lautstärke. Nach unten strebende Dissonanzen in additiver Rhythmik in höchsten und tiefsten Lagen erzeugen starke Spannungen. Die unscharfe, mit Dissonanzen gebrochene Oktave bildet das kompositorische Prinzip, das bis zum Ende durchgehalten und mit Clustern angereichert wird.

V. „Tropfen“ ist für ein Schlagwerk der Orgel komponiert. Es kann aber auch mit Pfeifenklängen realisiert werden. Glockenspiele klingen nach und entfalten sich. Zunächst treten sie in durchbrochenen Arpeggien auf. In konstanter Repetition entfalten sich die Schlagwerke, bevor sie in einzelnen Schlagtönen wie eine Uhr abtropfen.

VI. „Endzeit“ ist mit knapp zwanzig Minuten der längste Satz des Zyklus’. Zugleich tritt er kompositorisch aus der dramaturgischen Zeit heraus. Seine einzelnen Elemente, die immer wieder von langen Pausen unterbrochen werden, könnten eine beliebige Reihenfolge annehmen. So bildet sich eine große Ungewissheit, da alles überall auftreten kann. Es entsteht eine kompositorische „Aufhebung“ der Zeit.

Trotzdem kann man sich erinnern: Eine leere Quinte, dramatische Klangballungen, fantastische Akkorde. Einzeltöne verändern sich, knicken ein oder wabern mit unterschiedlichen Tremulantengeschwindigkeiten vor sich hin. Wie aus dem Nichts entstehen weite Felder, deren Registrierung changiert. Nach einiger Zeit setzt eine Melodie an, fragmentarisch. Ein fernes Rumpeln. Maschinenartige Wiederholungen. Zerknautschte Klänge mit finsterem Geräusch… Stille. 

Dominik Susteck

In the hour-long organ cycle “Raumgestalten” [Objects in a Space], heterogeneous musical material unfolds in the course of the work’s six movements. Commissioned by Deutschlandfunk, these movements were premiered successively by various soloists: Angela Metzger, Michael Sattelberger, Age-Freerk Bokma, and Kensuke Ohira. Angela Metzger has recorded the entire cycle on CD. 

I. “Schraffur” [Cross-Hatching] is built upon repetition. With a duration of nearly ten minutes, it could almost stand as an independent concert work. The piece begins unassumingly with a pulsating rhythm that is taken up in cascades of sound and compressed into octaves and noise-like elements. A scherzando section brings insistent harmonic colors that stubbornly retain their chordal structure. Near the end, the music attempts to rise once more in spite of the dying flow of air through the organ, finally disappearing in the pulsing of a single note. 

II. “Mond” [Moon] offers peace and a sense of orientation with its constantly transformed motif based on the interval of a third. The sound of the organ shimmers with clusters, animated chord motion, and polyphonic techniques. Stillness and movement combine before a descending line pulls the music downward. 

III. “Geometrische Figuren” [Geometric Figures] is strictly through-composed using additive rhythms. Individual voices grow from an echoing solo into a trio. The constantly renewed clarity is disturbed near the end by the appearance of noise-like clusters. The movement dissolves with playful grace notes. 

IV. “Apokalypse” [Apocalypse] is a very loud tutti movement. A strong sense of tension is created by rhythmically additive dissonances that surge downward in the highest and lowest registers. The unifying compositional device is an unclear octave with additional intervals, disturbed by dissonances and enriched with clusters.  

V. “Tropfen” [Drops] is composed for an organ with percussion elements, but can also be realized using conventional pipe sounds. Glockenspiel bells reverberate, initially in broken arpeggios. The percussion sounds unfold in constant repetitions before “dropping” down in individual metallic noises like the sounds of a clock.  

VI. “Endzeit” [End Time] is the longest movement in the cycle, with a duration of approximately twenty minutes. It also steps outside the dramaturgical time scale of the cycle. Its individual elements, repeatedly interrupted by long pauses, could be placed in any order. This creates a sense of uncertainty and suspense, since anything may happen at any time. The result is a compositional suspension of time.  

One nevertheless has a feeling of recollection: a perfect fifth, dramatic conglomerates of sound, other-worldly chords. Single notes change, break off, or float with varying rates of tremolo. Broad fields of sound arise out of nowhere, drifting through changing registrations. Eventually, a fragmentary melody begins. Distant rumbling. Mechanistic repetitions. Crumpled sounds and dark noises… Silence.  

Dominik Susteck

English translation by John Patrick Thomas and W. Richard Rieves

Marke

Metzger, Angela ()

Angela Metzger studierte Kirchenmusik mit A-Diplom sowie Konzertfach Orgel mit Diplom, Master und Meisterklasse bei Edgar Krapp und Bernhard Haas an der Münchner Musikhochschule. Sie erhielt unter anderem Einladungen zum Barockfestival Varaždin, zur „Nacht zeitgenössischer Orgelmusik“ Berlin, zu den „orgel-mixturen“ Köln, zum aDevantGarde-Festival München sowie zu den internationalen Orgelfestivals von Bad Homburg, Toulouse, Turin und Bergen. Zudem konzertierte sie in Ägypten, in Israel sowie in der Philharmonie Essen, der Musashino Civic Cultural Hall Tokyo und im Royal Opera House Muscat (Oman). Angela Metzger arbeitet regelmäßig mit Komponisten wie Moritz Eggert, Mark Andre, Johannes X. Schachtner und Dominik Susteck zusammen. Im Rahmen ihrer Konzerttätigkeit entstanden Rundfunk- und Fernsehaufzeichnungen, CD-Produktionen mit Solo- und Kammermusikwerken sind bei den Labels Rondeau Leipzig und Solo Musica München erschienen. Sie erhielt Preise bei den Orgelwettbewerben von Bad Homburg, Tokyo, Wiesbaden, Saint-Maurice und Wuppertal sowie beim ARD-Wettbewerb. Zudem wurde sie mit dem Bayernwerk Kulturpreis und dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Website: www.angela-metzger.org Angela Metzger studied church music and organ performance with Edgar Krapp and Bernhard Haas at the University of Music and Performing Arts in Munich, where she received her undergraduate degrees as well as a Masters Degree and the Artist Diploma. She has performed at the Varaždin Baroque Festival in Croatia, the “Nacht zeitgenössischer Orgelmusik” in Berlin, the “orgel-mixturen” in Cologne, the “aDevantGarde-Festival” in Munich, and at the international organ festivals in Bad Homburg, Toulouse, Turin, and Bergen. She has also played in the Philharmonie Essen, the Musashino Civic Cultural Hall in Tokyo, the Royal Opera House in Muscat (Oman), as well as in Egypt and Israel. Angela Metzger works regularly with composers such as Moritz Eggert, Mark Andre, Johannes X. Schachtner, and Dominik Susteck. Numerous radio and television productions document her work as a soloist and chamber musician, as do CD recordings for the labels Rondeau in Leipzig and Solo Musica in Munich. She was a prizewinner at the ARD International Music Competition in Munich as well as at the competitions in Bad Homburg, Tokyo, Wiesbaden, Saint-Maurice, and Wuppertal. Angela Metzger received the Bayernwerk Cultural Award as well as the Bayerischer Kunstförderpreis (Bavarian state award for the advancement of arts).

Susteck, Dominik (*1977)

Dominik Susteck (*1977 in Bochum) war von 2007-2021 Organist der Kölner Kunst-Station Sankt Peter. Neben Lehrtätigkeit an Hochschulen in Essen, Düsseldorf, Weimar und Köln machte er mit modernen Improvisationskonzerten auf sich aufmerksam. Daneben spielte er zahlreiche Uraufführungen von Werken jüngerer Komponisten (Janson, Odeh-Tamimi, Pena, Froleyks, Köszeghy, Ruttkamp, Seidl, Wozny u.a.). Sein überwiegend auf zeitgenössische Musik ausgerichtetes Repertoire (Herchet, Hölszky, Kagel, Ligeti, Rihm, Stockhausen, Stäbler u.a.) präsentierte er auf mehreren CDs beim Label Wergo und Querstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk, zweimal hintereinander erhielt er dafür den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Als Komponist wurde er mit Preisen ausgezeichnet (Deutscher Musikwettbewerb, Klaus-Martin-Ziegler Preis, Schneider Schott Musikpreis Mainz u.a.). Dominik Susteck (*1977 in Bochum) has been organist of the Cologne Art Station Sankt Peter 2007-2021. In addition to teaching at musical colleges in Essen, Düsseldorf, Weimar and Cologne, he has attracted attention with modern improvisational concerts. In addition, he has played numerous world premieres of works by younger composers (Janson, Odeh-Tamimi, Pena, Froleyks, Köszeghy, Ruttkamp, Seidl, Wozny and others). He presented his repertoire, which is predominantly oriented towards contemporary music (Herchet, Hölszky, Kagel, Ligeti, Rihm, Stockhausen, Stäbler and others) on several CDs on the Wergo and Querstand labels in cooperation with Deutschlandfunk, and twice in a row he received the German Record Critics' Award for this. As a composer he has been awarded prizes (German Music Competition, Klaus-Martin-Ziegler Prize, Schneider Schott Music Prize Mainz and others).