Beschreibung
“Alles hängt an der Luft, und Klänge ziehen wie feine Linien durch den Raum.”
“Luftlinie” nennt man die kürzeste Verbindung zwischen zwei geografischen Punkten.
Auch beim Spielen eines Instruments kommt es auf die Verbindung zwischen Instrument und Spielendem an, je direkter, je unmittelbarer, desto größer die Gestaltungsmöglichkeit.
Portative stammen ursprünglich aus der Zeit des Mittelalters. Wie ein Spielzeug scheinen sie im Vergleich zu dem, was man heute als große Kirchenorgeln gewohnt ist, und haben dennoch eine einzigartige Fähigkeit: Der Spieler kontrolliert selbst den Luftzustrom beim Spielen über den Balg, auf den er sensibel Druck ausüben kann und somit Lautstärke, Ansprechverhalten und Vibrato des Tons gestalten kann. Es gibt einen großen Gestaltungsraum für das Spiel im Unter- oder Überdruck der Pfeife. Da der Tonumfang nur gute zwei Oktaven beträgt und der Spieler nur mit einer Hand spielen kann, besteht die kompositorische Herausforderung darin, möglichst viele Facetten des Instruments zu hervorzubringen: melodisch gespielt kann es den durchdringenden Charakter einer Oboe annehmen, in akkordischen Passagen pulsiert es wie ein Akkordeon.
Das Stück wurde für DKM Johannes Krutmann und seine “Wolkenstayn”-Orgel komponiert und besteht aus sieben Sätzen, die verschiedene kompositorische Ideen verfolgen: rezitativische Melodien, Quintklänge, schnelle Tonfolgen, repetierte Akkorde, Dreiklangsbrechungen, Obertöne und mehr.
Dem Stück ist ein Gedicht des Komponisten als Motto vorangestellt:
Wär ich ein Vogel
– geboren im Himmel –
flöge ich ferner als
Menschen erträumen.
Ich aber – Mensch – mit den
Füßen am Boden:
fliege im Geiste
zu himmlischen Räumen.
Dauer: 20 Minuten, Are D-0217