CD: Unterm Sternenlicht, Werke von Younghi Pagh-Paan und Isang Yun

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Beschreibung

Are 7025 CD: Unterm Sternenlicht, Werke von Younghi Pagh-Paan und Isang Yun

1) Younghi Pagh-Paan – Unterm Sternenlicht (2009) für Orgel
2) Isang Yun – Fragment (1975) für Orgel
3) Younghi Pagh-Paan – Ta-Ryong IV (1991) für Schlagzeug
4) Isang Yun – Tuyaux sonores (1967) für Orgel
5) Younghi Pagh-Paan – Bleibt in mir und ich in euch (1996/2007) für Orgel und Schlagzeug

Michael Pattmann, Schlagzeug
Dominik Susteck, Orgel

Are 7025 EAN: 4025034270256
Eine Konzertmitschnitt des Deutschlandfunks 2019

 

Schon lange ist die Kunst-Station Sankt Peter mit ihrem Organisten Dominik Susteck ein Partner des jährlich stattfindenden Festivals „Forum neuer Musik“ des Deutschlandfunks. 2019, in dem das „Forum“ sein 20. Jubiläum feierte, spielte Susteck zusammen mit dem Perkussionisten Michael Pattmann Werke für Orgel und Schlagzeug von Younghi Pagh-Paan und Isang Yun.

Unter dem Titel „Postmigrantische Visionen“ ging es um die Frage, wie verschiedene Kulturen zusammenleben und in einen konstruktiven und produktiven Dialog treten können. Es ging darum, wie sich dieses Miteinander im Bereich der Neuen Musik darstellt und wie es sich in der Klanggestalt der Werke niederschlägt.

Exemplarisch demonstrieren das die Stücke von Younghi Pagh-Paan und Isang Yun, die bei Pagh-Paan seit den 1980er, bei Yun bereits seit den 1960er Jahren entstanden. Denn in ihnen begegnen sich zwei verschiedene Musikkulturen: die traditionelle koreanische und die westliche Moderne. Younghi Pagh-Paan und Isang Yun haben ähnliche Biografien. Sie hatten zunächst eine Ausbildung in Korea absolviert. Dann setzten sie ihr Studium in Deutschland fort. Beide blieben hier, sie etablierten sich mit ihren Kompositionen im westlichen Musikbetrieb und sie waren auch bedeutende Lehrer-Persönlichkeiten. Und bei beiden fließen die Erfahrungen mit der östlichen und der westlichen Musikkultur gleichberechtigt in die Klanggestalt der Werke ein. Die Elemente der verschiedenen Traditionen behalten dabei ihr Eigenes, und zugleich beleuchten sie sich gegenseitig in ihren Besonderheiten.

„Ich möchte keine Musik schreiben, die mich von dem entfernt, was mir als Wurzel unserer koreanischen Kultur innewohnt“, das hat Younghi Pagh-Paan immer wieder betont. Die innige Anbindung an die ostasiatische Musiktradition beherrscht das gesamte Werk der Komponistin, und sie hat sich mit dieser Haltung einen ureigenen Platz in der Neue-Musik-Szene erobert.

Younghi Pagh-Paan stellt im Orgelwerk „Unterm Sternenlicht“ von 2010 den Einzelton als sozusagen lebendiges Wesen in den Vordergrund. Die Komponistin schichtet hier mehrere solcher Einzeltöne übereinander, wobei ein klangfarblich sehr komplexes Gebilde entsteht.

Als Isang Yun 1957 nach Deutschland kam, wollte er ganz ähnliches erreichen. Er war der erste ostasiatische Komponist, der sich in der westlichen Neue-Musik-Szene mit den Differenzen der Musiktraditionen in Ost und West kompositorisch auseinandergesetzt hat. Wichtig war ihm vor allem die ostasiatische Vorstellung vom Ton: Yun verstand ihn nicht als eine abstrakte Größe. Er betrachtete ihn als ein lebendiges Phänomen, das stets einen ganzen Kosmos in sich trägt, den man entfalten könne, so auch in seinem 1975 entstandenen „Fragment“.

In der Partitur von Isang Yuns Orgelstück „Tuyaux sonores“ von 1967 findet man keine Noten, sondern runde und eckige Röhren unterschiedlicher Länge. Musik als Zeichnung, also grafisch zu notieren, ist eine Errungenschaft der westlichen Avantgarde-Musik. Bei einer solchen Notation sind die Töne nicht genau festlegt. Das wiederum ähnelt der ostasiatischen Auffassung vom Ton als etwas nicht Festgeschriebenes, als etwas Freies und Flexibles.

In dem gut dreiminütigen Stück „Ta-Ryong IV“ für Schlagzeug von Younghi Pagh-Paan kommt die Anbindung an das östliche musikalische Denken geradezu plakativ zum Ausdruck. Younghi Pagh-Paan komponiert mit archaischen Volksmusik-Elementen und verwendet spezielle Rhythmen, die eine enge Beziehung zum Schamanismus haben.

Im 2007 entstandenen Stück „Bleibt in mir und ich in euch“ für Orgel und Schlagzeug äußert sich das durch einen ungewöhnlich breit gefächerten Klangraum, der die ostasiatische Vorstellung eines kosmischen Klangraums symbolisieren soll.

Dieser Klang entfaltete sich in der speziellen Atmosphäre der Kunst-Station Sankt Peter besonders eindrucksvoll. Die Gestaltung des Kirchenraums ist ungewöhnlich schlicht und wirkt wenig sakral. Eher besitzt die spätgotische Halle die Aura einer Galerie. Die Wände sind schmucklos, weiße Tücher verhüllen die großen Ölgemälde an der Wand, Stühle werden nur für Konzerte aufgestellt, und durch die Fenster leuchtet helles Licht, das eine offene und freundliche Stimmung erzeugt. Neben Konzerten finden hier regelmäßig Ausstellungen mit bildender Kunst statt, und die umfangreiche Schlagzeugbatterie, die Michael Pattmann für Younghi Pagh-Paans Stück „Bleibt in mir und ich in euch“ aufgebaut hat, mutet wie eine fantasievolle Skulptur an.

Hanno Ehrler

 

Unterm Sternenlicht

The Kunst-Station Sankt Peter, with its organist Dominik Susteck, has long been a partner for the annual “Forum for New Music” festival sponsored by the German broadcasting network, Deutschlandfunk. In 2019, the “Forum” celebrated its 20th anniversary, for which Susteck and the percussionist Michael Pattmann played works by Younghi Pagh-Paan and Isang Yun.

The theme for the festival, “Post-Migration Visions”, dealt with how different cultures can live together and enter into a constructive and productive dialogue. The programs explored how this is represented in the area of New Music and reflected in the music’s sound.

This is clearly demonstrated in the works of Younghi Pagh-Paan und Isang Yun. Pagh-Paan has been composing since the 1980s and Yun began in the 1960s. Two distinct musical cultures come together in these works: traditional Korean elements and European Modernism. The two composers have similar biographies. They completed initial studies in Korea and continued thereafter in Germany, where they both remained, establishing careers as composers and becoming well-known teachers. In the music of both composers, their experiences with eastern and western musical cultures flow together. The elements of the two traditions retain their identity and at the same time illuminate their common characteristics.

“I do not want to write music that removes me from the roots of Korean culture that live within me,” Pagh-Paan has repeatedly emphasized. This intimate connection to eastern musical traditions dominates all the works by this composer and has given her a unique place in the New Music scene.

In her organ work Unterm Sternenlicht [Beneath Starlight] from 2010, Pagh-Paan places a single tone in the foreground as a kind of living creature. The composer then superimposes many similar individual pitches, creating thereby a very complex and colorful structure.

In 1957, when Isang Yun came to Germany, he had similar ambitions. He was the first East Asian composer in the western New Music scene to confront in his works the differences that exist between eastern and western musical cultures. Important for him was the East Asian concept of pitch: Yun did not view it as an abstract entity. He considered it a living phenomenon that always carries in itself an entire cosmos waiting to be unfolded – as in his Fragment from 1975.

In the score for Isang Yun’s Tuyaux sonores [Tubular Sonorities] from 1967, one does not find notes, but tubular round and rectangular symbols of differing lengths. Music notated graphically is a creation of the western avantgarde. In this type of notation, the pitches are not fixed. This in turn resembles the East Asian attitude toward pitch as something that cannot be exactly described, as something free and flexible.

In Younghi Pagh-Paan’s three-minute work for percussion, Ta-Rong IV, the connection to eastern musical thinking is clearly expressed. Pagh-Paan composes with archaic elements of folk music and employs special rhythms with a close relationship to Shamanism.

In Bleibt in mir und ich in euch [Stay in Me and I in You] for organ and percussion from 2007, Pagh-Paan expresses this perspective through an unusually expansive range of sounds that symbolize the eastern concept of a sound-space cosmos.

These sounds unfolded in an especially impressive way in the unique atmosphere of the Kunst-Station Sankt Peter. The appearance of the church’s interior is unusually plain and has little of the sacred in its effect. Instead, the late-Gothic hall has the aura of a gallery. The walls have no decoration, and white cloths cover the large oil paintings. Chairs are brought out only for concerts, and the bright light from the windows creates an open and friendly atmosphere. In addition to concerts, art exhibitions are presented regularly. The extensive collection of percussion instruments that Michael Pattmann assembled for Younghi Pagh-Paan’s Bleibt in mir und ich in euch suggested a fanciful sculpture.

Hanno Ehrler

English translation by John Patrick Thomas and W. Richard Rieves

Marke

Pagh-Paan, Younghi (*1945)

Younghi Pagh-Paan wurde 1945 in Cheongu, Süd‑Korea, geboren. Von 1965 bis 1971 studierte sie an der Seoul National University, bis sie durch ein Stipendium des DAAD nach Deutschland kam. An der Musikhochschule Freiburg i. Br. studierte Younghi Pagh-Paan ab 1974 bei Klaus Huber (Komposition), Brian Ferneyhough (Analyse), Peter Förtig (Musiktheorie) und Edith Picht‑Axenfeld (Klavier) und schloß ihr Studium 1979 ab. International bekannt machte sie die Aufführung ihres Orchesterwerkes »SORI« bei den Donaueschinger Musiktagen 1980. Ihre Werke, die das Wesen koreanischer Musikkultur mittels differenzierter westlicher Kompositionstechniken zu erneuern trachten, weckten wachsendes Interesse bei den wichtigsten Festivals Neuer Musik und in Konzertveranstaltungen in ganz Europa. Für ihr Schaffen erhielt Younghi Pagh-Paan mehrere internationale Auszeichnungen: 1978 den 1. Preis beim 5. Komponistenseminar in Boswil (Schweiz), 1979 den 1. Preis beim Rostrum of Composers (Unesco, Paris) sowie den Nan‑Pa‑Musikpreis in Korea und 1980 den 1. Preis der Stadt Stuttgart. 1981 war sie Stipendiatin der Heinrich‑Strobel‑Stiftung des Südwestfunks und 1985 Stipendiatin der Kunststiftung Baden‑Württemberg. 1995 wurde ihr der Heidelberger Künstlerinnenpreis verliehen. 1995 Portraitkonzert beim Akiyoshidal International Contemporary Music Seminar & Festival, Japan. 1996 Holland‑Tournee des Nieuw Ensemble mit SOWON/Wunsch« (Uraufführung Witten, Auftrag des WDR); Dozentin bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt. 1997 Portraitkonzert beim Osterfestival '97 ‑ Musik der Religionen in Innsbruck 1998 Uraufführung von »GO‑UN NIM« für Kammerorchester zur Wiedereröffnung der Kunsthalle Bremen; »sowon ... borira« für Frauenstimme und Orchester im Rahmen der Donaueschinger Musiktage; »HWANG‑TO II« für fünf Stimmen beim Festival Frau Musica Nova in Köln. 1999 Uraufführung von »BI‑YU« für Sopran und Ensemble als Auftrag zum Goethe‑Jahr durch das Ensemble Phorminx mit anschließender Deutschland‑Tournee. 2000 Auftrag der Expo 2000 für »IO« für neun Instrumentalisten, UA im Deutschen Pavillon. Uraufführung von »Roaring Hooves« für sieben Instrumente und Windgeräusch in Ulan Bator/Mongolei. 2001 Uraufführung von »Dorthin, wo der Himmel endet« für Orchester mit Mezzosopran und sechs Männerstimmen im Rahmen und Auftrag der 18. Musik‑Biennale Berlin 2001. 2004 gemeinsam mit Klaus Huber Workshop und Konzerte an der Hochschule für Musik Trossingen (Woche für Neue Kammermusik). 2005 Portraitkonzerte im KunstRaum Drochtersen‑Hüll; Uraufführung der Erstfassung von »Wundgeträumt« für sechs Instrumentalisten durch das ensemble recherche im Rahmen des Ars musica Festivals Brüssel; Uraufführung der endgültigen Fassung bei den Wittener Tagen für Neue Kammermusik; Portraitkonzerte beim Festival Gegenwelten in Neckargmünd (Uraufführung von »MAN‑NAM III« für Akkordeon und Streichtrio). 2002‑2005 Komposition des Musiktheaterwerks Mondschatten« nach einem Libretto von Juliane Votteler (nach Sophokles »Ödipus auf Kolonnos«) in Zusammenarbeit mit der Komponistin unter Einbeziehung von Originaltexten von Byung‑Chul HAN (UA Stuttgart 2006). Nach Gastprofessuren an den Musikhochschulen in Graz (1991) und Karlsruhe (1992/93) wurde Younghi Pagh-Paan 1994 als Professorin für Komposition an die Hochschule f ür Künste Bremen berufen, wo sie das Atelier Neue Musik gründete, das sie seither leitet. 2006 Lifetime Archievement Award der Seoul National University. 2007 Order of Civil Merit der Republik Korea (Süd‑Korea). 2009 15th KBS Global Korean Award (2009). Im Mai 2009 wurde sie zum Mitglied der Akademie der Künste Berlin gewählt. 2011 verlieh ihr der Bremer Senat die Bremische Medaille für Kunst und Wissenschaft. 2013 erhielt sie den Paiknam Prize (Seoul) für ihr Lebenswerk, 2015 den Preis der Europäischen Kirchenmusik (Schwäbisch Gmünd) und das Ehrenbürgerrecht der Stadt Panicale. Younghi Pagh‑Paan lebt in Bremen und Panicale (Italien).

Pattmann, Michael (*1966)

Michael Pattmann absolvierte an der Essener Folkwanghochschule die Soloklasse für Schlagzeug (Konzertexamen mit Auszeichnung) und studierte an der Musikhochschule Köln Kammermusik bei Prof. Peter Eötvös. Den Schwerpunkt seiner Arbeit bildet die Interpretation zeitgenössischer Musik. Die Arbeit mit einem sich noch immer erweiternden Instrumentarium des modernen Schlagzeugers bleibt eine treibende Kraft in seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit Musik. Viele interdisziplinäre Projekte begleiten seinen Weg. Neben Theater- und Tanzprojekten gehören die vielfältigen Möglichkeiten der computergestützten, audiovisuellen Technik zu seinem Repertoire. Konzerte und Meisterklassen führen ihn immer wieder nach Asien, Amerika und in europäische Länder. Begleitet wird seine Arbeit von zahlreichen Veröffentlichungen auf Tonträgern, durch Mitschnitte und Aufzeichnungen für Rundfunk- und Fernsehanstalten. Zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn arbeitete er zunächst intensiv am Werk von Karlheinz Stockhausen, um in folgenden Jahren, in persönlicher Zusammenarbeit mit ihm, Uraufführungen und zahlreiche Konzerte zu realisieren. Parallel und fortlaufend engagiert er sich bis heute in ensembles für Neue Musik. Mit dem e-mex neue Musik ensemble im Ruhrgebiet verbindet Ihn, seit der Gründung 1999, eine ungebrochene Zusammenarbeit. Für das oh ton-ensemble Oldenburg übernimmt er, neben seinem Engagement als Schlagzeuger, seit 15 Jahren programmatische Mitverantwortung. Akzente auf improvisatorische Momente setzt er mit dem ensemble apostrophe für Elektronik, Posaune und Schlagzeug. Unter dem Label mp6-multipercussion-ensemble realisiert er als künstlerischer Leiter eigene Projekte für Schlagzeug ensemble. Michael Pattmann lehrt an der Folkwang Universität der Künste in Essen und bei den Stockhausen Kursen in Kürten.

Susteck, Dominik (*1977)

Dominik Susteck (*1977 in Bochum) war von 2007-2021 Organist der Kölner Kunst-Station Sankt Peter. Neben Lehrtätigkeit an Hochschulen in Essen, Düsseldorf, Weimar und Köln machte er mit modernen Improvisationskonzerten auf sich aufmerksam. Daneben spielte er zahlreiche Uraufführungen von Werken jüngerer Komponisten (Janson, Odeh-Tamimi, Pena, Froleyks, Köszeghy, Ruttkamp, Seidl, Wozny u.a.). Sein überwiegend auf zeitgenössische Musik ausgerichtetes Repertoire (Herchet, Hölszky, Kagel, Ligeti, Rihm, Stockhausen, Stäbler u.a.) präsentierte er auf mehreren CDs beim Label Wergo und Querstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk, zweimal hintereinander erhielt er dafür den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Als Komponist wurde er mit Preisen ausgezeichnet (Deutscher Musikwettbewerb, Klaus-Martin-Ziegler Preis, Schneider Schott Musikpreis Mainz u.a.). Dominik Susteck (*1977 in Bochum) has been organist of the Cologne Art Station Sankt Peter 2007-2021. In addition to teaching at musical colleges in Essen, Düsseldorf, Weimar and Cologne, he has attracted attention with modern improvisational concerts. In addition, he has played numerous world premieres of works by younger composers (Janson, Odeh-Tamimi, Pena, Froleyks, Köszeghy, Ruttkamp, Seidl, Wozny and others). He presented his repertoire, which is predominantly oriented towards contemporary music (Herchet, Hölszky, Kagel, Ligeti, Rihm, Stockhausen, Stäbler and others) on several CDs on the Wergo and Querstand labels in cooperation with Deutschlandfunk, and twice in a row he received the German Record Critics' Award for this. As a composer he has been awarded prizes (German Music Competition, Klaus-Martin-Ziegler Prize, Schneider Schott Music Prize Mainz and others).

Yun, Isang (1917-1995)