Beschreibung
Die Italienischen Lieder für Sopran und Klavier entstanden zwar erst 1954, sind aber auf jeden Fall ein Reflex auf die italienische Periode in Jacobis bewegtem Leben. Die Vertonung der beiden Sonette stellt die besondere Art der Melodik, auf die Jacobi nicht zuletzt in seinen Vokalwerken Rücksicht nahm, unter Beweis. Jacobi erklärte 1967: »Das Komponieren von Texten ist eine Aufgabe, um die ich mich sehr bemüht habe. Da ich literarisch anspruchsvoll bin, fällt es mir stets schwer, geeignete Texte zu finden. […] Auch die Wahl der zu vertonenden Sprache ist für mich wichtig.«
Jacobi wählte für seine Lieder als Vorlagen zwei Gedichte aus der legendären Sammlung Lirici marinisti, die Benedetto Croce 1910 als ersten Band der Reihe »Scrittori d’Italia« herausgegeben hat: Ein Sonett – »Il Gelsomino tra le labbra« – stammt von einem anonymen Dichter, während der Neapolitaner Antonio Bruni (1593–1653) schon 1791 für Johann Joachim Eschenburg »unter die bessern italianischen Dichter« gehörte; sein Sonett trägt ursprünglich den Titel »La Favola di Europa«. Wolfgang Jacobis große Begeisterung für die italienische Sprache ist nicht nur daran abzulesen, dass er beide Sonette sehr poetisch selbst ins Deutsche übertragen hat: Die Fassung der italienischen Gedichte, die er mit seiner Übersetzung dem Manuskript der Kompositionen beigegeben hat, modernisiert sogar die sprachliche Form der italienischen Dichtungen, etwa indem Jacobi die Akzente ändert.